Ausbleibende Aufträge, ein schwindender Produktionspuffer: Deutsche Industrieunternehmen erleben aktuell eine schwierige Phase. Seit Juli 2023 verzeichnen Branchen wie Maschinen- und Anlagebau einen Rückgang von zweistelligen Prozentwerten, die den anhaltenden Negativtrend auf ein neues Level heben. Wie der Branchenverband VDMA berichtet, sanken die ausländischen Aufträge um 13 Prozent und mindern die geplanten Jahresumsätze der Unternehmen erheblich.
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie im April 2020 rutschte die Wirtschaft erstmals auf einen vergleichbaren Stand und brach aufgrund stillstehender Werke und fehlender Materialien für die Produktion ein. Seither konnte ein deutlicher Zuwachs registriert werden, doch die schwankende Auftragslage erreichte seither nur bedingt eine stabile Lage. Zeichnete sich am Jahresanfang ein kleiner Anstieg ab, zeigte sich der Sommer 2023 mit einem herben Rückschlag. Besonders die Automobilindustrie und das Baugewerbe waren laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) betroffen.
Ausnahme oder tatsächliche Krise?
Auf den ersten Blick erscheint das Bild der Industrie deutlich düster. Allerdings fließen Großaufträge der Luft- und Raumfahrtindustrie, die in den Vormonaten die Zahlen stark nach oben pushten, in die Bewertung ein. Angesichts dessen erscheint der rapide Abfall der Prozente so verheerend und verzerrt die Auswertung. Dennoch beobachten Experten die derzeitige Lage der Industrie mit Sorgenfalten.
Wie das BMWK erklärt, ist das schwache außenwirtschaftliche Umfeld und die Exportentwicklung ein weiterer Faktor. Hinzu kommen die politischen Krisenherde, die sich international auf globale Geschäftsbeziehungen auswirken und die Produktionstätigkeit deutscher Unternehmen ausbremsen. Ebenfalls verursachen steigende Energiepreise, dass sich die Auftragslage innerhalb der nächsten Monate wieder regenerieren könnte. So zahlten Industrie und Nicht-Haushaltskunden im zweiten Halbjahr 2022 ca. 25 Prozent mehr für Gas als noch im ersten Halbjahr 2022, berichtet Tagesspiegel basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamts. Für die Industrie eine gesamtheitlich negative Situation, die kaum Chance auf Besserung zulässt.
Uneinigkeit über zukünftige Entwicklung
Offizielle Stelle haben die Hoffnung jedoch nicht aufgegeben. Experten des Bundeswirtschaftsministeriums prognostizieren trotz aller negativen Stimmen für den weiteren Jahresverlauf eine Erholung sowie einen minimalen Anstieg der Produktionsaufträge. Dem gegenüber steht die Aussage des Branchenverbands. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sieht diese Prognose skeptisch und geht von einem weiterhin rückgängigen Produktionsvolumen aus, welches unter dem Vorjahreswert liegen wird.

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